Meine
geruhsamen Sonntage mit Billy
von Helga Baudis
Nun im rechten Alter gönne ich mir diesen Segen.
3 Kerzen sind angezündet. Vorfreude wogt in mir. Indes
ergießt sich warmes Badewasser in die Wanne.Fehlt noch die
seit
altersher bewährte "Kleopatra-Tinktur". Nachdem nun Milch mit
Olivenöl gemischt sind, kann die Entspannung beginnen. Den
Sonntag
nehme ich mit in die wohlig warme Wanne.
Nicht genug, bemale ich mein Gesicht mit weißem Kleister,
schließe die Augen.
Jeglichen Argwohn habe ich abgeschaltet.
Und doch schleicht er sich an. Ich ahne, dass er auf dem glatten
schmalen Rand der Badewanne balanciert. Neugierig tappt er hin und her.
Ich fühle, wie er mich beobachtet. Vermutlich hat ihn der
weiße Kleister angelockt. Und da geschieht es.
Tatsächlich
versucht er, vom duftenden Maskengemisch etwas zu probieren. Schon
fühle ich seine Pfote im Gesicht. Kurz darauf den ganzen
Kater.
Ein Sturm wogt in der Wanne. Wir triefen. In panischer Angst krallt und
kratzt mein pitschepatsches Pelztier. Ich rette ihn. Im Schlusssprung
erreicht er sicheren Boden.
Für einen kurzen Moment lang hatte ich gedacht, der Wanne
würde ein Traumprinz entsteigen. Aber so sah mein
Häufchen
Kater in Handtücher gewickelt nicht aus.
Auch Sonntage können keine Wunder vollbringen. Abenteuer
zaubern sehr wohl.
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